Pressemitteilung zum Abschluss der künstlerischen Protestaktion

„Ich hatte ein beklemmendes Gefühl“

Bremen. „600 Leichen auf dem Bremer Marktplatz“ unter diesem Motto rief eine Gruppe muslimischer Künstler und Friedensaktivisten zu einer ungewöhnlichen Protestaktion auf. Stellvertretend für jedes Opfer in Palästina sollten sich die Teilnehmer in Leichentücher einwickeln. Doch am Ende waren es weit mehr als 1500 Menschen, die dem Aufruf folgten.

„Es war nicht einfach“, so Ali Gündüz, der ständig bemüht war, den vielen weiteren Helfern Anweisungen zu geben, „ so viele Menschen in Leichentücher einzuwickeln. Das ist schon eine organisatorische Herausforderung.“
Doch pünktlich um 15:30 Uhr, nach dem eine Sirene das Signal gab, war es totenstill auf dem Marktplatz. Hunderte von Menschen eingewickelt in weiße Leichentücher lagen regungslos am Boden. Eine unheimliche Stille brach über dem Marktplatz ein. Auch Passanten waren von diesem ungewöhnlichen Bild sichtbar beeindruckt und blieben stehen. Nur ganze zehn Minuten dauerte diese Performance. „Wir sind uns Bewusst, dass diese Protestform ungewöhnlich und vielleicht auch provokativ ist“, sagt Mustafa Anlas, einer der an der Performance beteiligten Künstler: „Aber das wollten wir ja auch, um die Leute wachzurütteln.“

In seiner kurzen Einführung betonte der Sänger Ebabil, warum man sich für diese Form des Protestes entschieden hat: „Tagtäglich erreichen uns die Zahlen der Toten über die Bildschirme. Wir stellen traurig fest, dass für viele von uns diese Zahlen längst an Bedeutung verloren haben. Wir vergessen, dass hinter jeder dieser Zahl ein Menschenleben steht. Jeder Tote, der hier heute liegt ist deshalb ein Aufschrei für den Frieden.“

„Ich hatte ein beklemmendes Gefühl, als ich eingewickelt in diesem Tuch lag“ so beschreibt Mehdi Ben Abdeljelil (22) Biologie Student an der Uni Bremen, sein Erlebnis: „Allein die Vorstellung ein Opfer des Krieges zu sein, hat mir schon Angst gemacht.“

Unterstützung fand diese künstlerische Protestaktion durch die Schura Bremen. „Es sind erfreulicherweise mehr Menschen gekommen als wir erwartet haben“, so der Vorsitzende Mehmet Kilinc, „traurig ist allerdings, dass sich auch die Opferzahl inzwischen erhöht hat. Statt 600 sind es mittlerweile über 700.“

Mit einem gemeinsamen Gebet für die Opfer und den Frieden endete die Protestaktion.